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Boreout: Unterforderung und Langeweile auf der Arbeit

Sind Sie während dem Arbeitstag mehr mit Privatangelegenheiten als mit Aufgaben beschäftigt? Strecken Sie Projekte künstlich in die Länge, um geschäftig zu wirken? Wenn ja, dann könnten dies Anzeichen eines Boreout-Syndroms sein. Worum es sich dabei handelt, erläutert Ihnen dieser Blog!

Anna sitzt an ihrem Schreibtisch und starrt motivationslos auf den Bildschirm. Der Blick aus dem Fenster zeigt schönes Wetter. Drinnen vergehen die Minuten wie üblich quälend langsam. Sie klickt sich durch endlose E-Mails, bearbeitet eine Excel-Tabelle nach der anderen und erlebt sich dabei mehr denn je wie im Hamsterrad. Jeden Tag das gleiche monotone Spiel, jede Woche die gleiche leere Routine. Sie hatte sich diesen Job einst als Karrieresprungbrett vorgestellt, doch inzwischen war er für sie zum Inbegriff der Sinnlosigkeit geworden. Trotz der scheinbaren Geschäftigkeit schwelt in ihr nur eine Öde sowie Unproduktivität.

Erst als sie eines Abends mit einem Freund spricht, der von den Herausforderungen und dem Stress in seiner Position erzählt, offenbart es sich ihr: Sie leidet nicht unter Burnout, sondern unter dem erstmalig von Peter R. Werder und Philippe Rothlin vorgestellten Problem Boreout-Syndrom.

Was genau ist diese Boreout-Falle am Arbeitsplatz? In unserem Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf dieses unterschätzte Phänomen, erkunden seine Symptome und zeigen Wege auf, wie man aus seiner abträglichen Spirale ausbrechen kann.

"Ich sitze auf der Arbeit nur rum" - Definition von Boreout

Boreout ist, wie man der Begriffsanlehnung an Boredom schon entnehmen kann, ein Zustand chronischer Langeweile im Arbeitsleben. Wenig überraschend birgt es einen höchst negativen Beitrag zur Arbeitsmotivation und -zufriedenheit, wenn man sich kontinuierlich unterfordert statt arbeitstechnisch erfüllt empfindet. Als Kontrast zum Burnout-Syndrom, das durch Überlastung, hohen Druck von außen wie innen, der Pflicht zur andauernden Erreichbarkeit usw. gekennzeichnet ist, resultiert Boreout aus einem Mangel an sinnvollen Aufgaben zur stimulierenden Herausforderung.

Es manifestiert sich oft durch Folgen wie etwa Antriebslosigkeit, Frustration, aber auch der Einschätzung, dass der eigene Job eigentlich keine Bedeutung hat. Obwohl die Einstufung als Erkrankung wissenschaftlich nicht vollzogen ist, können beide Zustände mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen wie beispielsweise Schlafstörungen oder Depressionen in Verbindung gebracht werden.

Ursachen für Langeweile im Job

Das Boreout-Syndrom kann man nicht auf den einen und einzigen Grund zurückführen. Vielmehr ist es eine Kombination verschiedener Faktoren, welche der Arbeitszeit jedwede Sinnerfüllung rauben:

Monotone Aufgaben

Viele Arbeitnehmer haben es täglich mit Aufgaben zu tun, die wenig Abwechslung bieten. Hier ein Systemfeld ausgefüllt, dort ein Dokument zur Abnahme versendet. Problematisch wird das dann, sobald Tätigkeiten unentwegt gleichbleibend und repetitiv sind, was Desinteresse wie einen Rattenschwanz mit sich zieht. Derlei Monotonie macht der Arbeitsfreude zu schaffen. Gleichzeitig ist die Chance hoch, dass der Job an sich für Betroffene nicht mit einer erwünschten Form der Sinnhaftigkeit korreliert.

Fehlende Herausforderungen

Wenn in der täglichen Routine alles per Knopfdruck erledigt werden kann, entsteht ein Vakuum, in welchem die Fähigkeiten und Interessen des Mitarbeiters zugrundegehen. Ohne anspruchsvolle Tätigkeitsverrichtung geht der Anreiz, sich anzustrengen sowie nach beruflichem Wachstum zu streben, mitunter komplett verloren.

Strukturelle Probleme im Unternehmen

Wenn der Arbeitgeber auf starre Hierarchien setzt, die einen Mangel an Kommunikationsmöglichkeiten bewirken sowie Entscheidungsfreiheit einschränken, wird es für Menschen zur Sisyphus-Aufgabe, neue Ideen einzubringen. Ein solcher Mangel an Teilhabe gipfelt flott im Befund, dass man lediglich eine austauschbare Arbeitskraft sei, die ihren Unternehmensbeitrag nicht leisten darf/kann.

Fehlende Anerkennung

Wer fühlt sich schon jemals motiviert, wenn die eigene Leistung auf keine Art und Weise anerkannt wurde? Oder gar nur als entbehrliches Faktotum wahrgenommen wird? Erfolge sind in der Regel hart erarbeitet, was ein Zuwenig an Würdigung umso schwerer wiegen lässt. Kritisch wird es, sofern dieses Defizit in einen Rückgang an Engagement übergeht und damit das Boreout um das nächste Eck lauert.

Ungenutzte Talente

Es ist ein denkbar simpler Gedankengang: Wenn das Potenzial eines Mitarbeiters nicht erkannt wird, bleibt es auf der Strecke. Auswirkungen daraus sind Frustrationen, welche die Person daran zweifeln lassen, dass der gelebte Arbeitstag das angemessene Pendant zu den individuellen Fähigkeiten darstellt.

Das sind natürlich nur ein paar der potentiellen Gründe. Weitere wären unter anderem erdrückende Bürokratie, allgemein schlechte Arbeitsbedingungen, fehlende soziale Interaktionen und andere.

Körperliche und geistige Symptome des Boreout-Syndroms

Rekurrierend auf unser einleitendes Beispiel von Anna, die sich anfangs voller Elan in ihren neuen Job gestürzt hatte und sich dann aber im zunehmenden Trott zermürbte: Sie bemerkte folglich, wie sich ihr körperliches und psychisches Wohlbefinden verschlechterte. Folgender Belastung fiel sie anheim:

Physische Symptome

  • Erschöpfung: Anna fühlte sich selbst bei ausreichendem Schlaf durchgehend kraftlos. Die scheinbar endlosen Tage fraßen ihre Energie vollständig auf.

  • Kopfschmerzen: Sie klagte immer wieder über Kopfschmerzen, die sich aus der konstanten Unterforderung ergaben.

Psychische Symptome

  • Antriebslosigkeit: Die fehlende Motivation, sich in ihre Aufgaben zu vertiefen, resultierte darin, dass Anna keinen Millimeter mehr als notwendig aus sich herausholte. Warum auch?

  • Tiefe Unzufriedenheit: Das Arbeiten trieb sie nur zur Verzweiflung, was ihren Frust noch zusätzlich anfachte.

  • Depressionen: Über längere Zeit entwickelte Anna Anzeichen von depressiven Verstimmungen.

Emotionale Probleme:

  • Gereiztheit: Ihr Geduldsfaden riss ihr schneller als zuvor und sie ärgerte sich vermehrt über Kleinigkeiten, wobei sie Frustration ungehemmt an der Kollegenschaft ausließ.

  • Empfindung der Sinnlosigkeit: Durch das Hinterfragen Ihrer Arbeit verstärkte sich die emotionale Belastung von Anna sogar weiter.

  • Isolation: Mit ihren Kollegen wollte sie keinen Kontakt abseits der Pflichten pflegen, da sie sich als alleingelassen begriff. Auch diese für sich gesehen, waren aufgrund des Verhaltens von Anna wenig dazu angetan, auf sie zuzugehen.

Letztlich kam für Anna nur mehr der Arbeitsplatzwechsel infrage, um ihre Psyche und im Einklang damit ihren Körper zu schützen. Die Frage aller Fragen: hätte das nicht vermieden werden können?

Was Boreout-Betroffene und Arbeitgeber tun können

An der Misere des Boreouts wollen sich die verschiedenen involvierten Seiten gerne einmal gegenseitig abstreifen. "Der Arbeitgeber ist schuld, weil er mir im Job keinen Sinn bieten kann!" oder "Es ist doch im alleinigen Verantwortungsbereich von Arbeitnehmern, wenn sie in ihren Tätigkeiten keine Befriedigung entdecken können!" In Wahrheit benötigt es das Zusammenspiel beider Parteien, um Mitarbeitende nicht zu Betroffenen von Boreout zu machen.

Perspektive Dienstgeber

Es ist von höchster Bedeutung, ein Umfeld zu schaffen, welches den Wünschen der Angestellten zur Entfaltung verhilft. Ein effektiver Ansatz beginnt mit der Etablierung abwechslungsreicher Aufgaben in Kombination mit autonomen Arbeitsweisen. Mitarbeitern sollte die Möglichkeit gegeben werden, an unterschiedlichen Projekten mitzuwirken, was auch die Übernahme neuer Verantwortlichkeiten einschließt. Nur dann können sie ihre Fähigkeiten kontinuierlich weiterentwickeln.

Regelmäßige Feedbackgespräche sind dabei das A und O zur Prävention der Diagnose Boreout. Durch einen empathischen Führungsstil erkennen Vorgesetzte womöglich frühzeitig Ausdrücke von unzufriedenstellender Unterforderung, um gezielt darauf zu reagieren. Das geht Hand in Hand mit einer offenen Unternehmenskultur, welche Menschen nicht bloß zu vermeintlich willentlichen Befehlsempfängern degradiert.

Optimal ist es, wenn individuelle Entwicklungspläne für alle Beschäftigte erstellt werden, um gezielt Karrierewege aufzuzeigen. Ebenso gilt es, Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse einzubeziehen und ihnen Freiräume zur Eigenverantwortung zu lassen.

Aus der Sicht von Arbeitnehmern

Für Angestellte ist ein erster Schritt die aktive Kommunikation mit Vorgesetzten und Kollegen über die eigene Situation. Die Ehrlichkeit über das Fehlen spannender Aufgaben kann trotz Schamgefühlen eine Situationsverbesserung bewirken. Zumindest solange die Gesprächspartner dies auch ernst nehmen. Ferner ist Selbstinitiative zentral, indem man etwa Aufgabenbereiche vorschlägt, welche die persönliche Mikro-Arbeitswelt bereichern können.

Weiter-undFortbildung sind ebenfalls essentiell. Lässt sich durch sie doch das vorhandene Repertoire erweitern, was wiederum als Qualifikation für interessantere Aufgaben herhalten kann. Das Netzwerken innerhalb und außerhalb des Unternehmens ist fürderhin imstande, die Perspektiven auf die Arbeit in ein anderes Licht zu rücken.

Das Fazit: Monotone Arbeit macht krank

Das Leiden unseres hypothetischen Beispiels Anna unter der allgegenwärtigen Monotonie zeigt eindringlich, wie lähmend und gesundheitsschädlich dauerhafte Unterforderung sein kann. Ernsthafte psychische und physische Beschwerden bis hin zum vollständigen Arbeitsausfall gelten nicht als Ausnahmeerscheinungen. Eines ist klar: Boreout ist ein Phänomen, das uns alle in variierenden Schweregraden vereinnahmen kann.

Nur wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine vereinte Anstrengung wagen, muss ein überaus realistischer Fall wie Anna nicht zwangsläufig im Dropout kulminieren.

Boreout FAQ

Ja, Langeweile bei der Arbeit kann depressiv machen. Dauerhafte Gleichförmigkeit sowie mangelnde Stimulation ergeben emotionale Probleme wie beispielsweise ein gesenktes Selbstwertgefühl.

Da das Boreout-Syndrom zwischenzeitlich noch nicht als dezidierte Krankheit anerkannt ist, kann man sich rein prinzipiell unter dieser Diagnose nicht krankschreiben lassen. Aufgrund der Symptome wie Depressionen oder extremer Erschöpfung kann der Arzt aber sehr wohl befunden, dass eine Krankschreibung aufgrund der psychischen Belastungen vertretbar ist.

Boreout ist etwas, dass unter anderem durch Langeweile, Motivationslosigkeit, Überforderung mit der Unterforderung etc. gekennzeichnet ist. Ermüdung oder emotionale Frustration sind darauf aufbauend, wie unser Artikel zeigte, nur zwei der Ausdrucksformen. Um Boreout zu bekämpfen, können Sie

  • eigeninitiativ neue Aufgabenbereiche vorschlagen,

  • Ziele zur Selbstherausforderung setzen,

  • Arbeitsabläufe optimieren,

  • Gespräche mit Personen in ihrer Arbeitsumgebung führen, um zusätzliche Projekte zu übernehmen.

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