Der Renteneintritt der Babyboomer steht bevor
Wer Mitte der 1950er Jahre bis Ende der 1960er Jahre geboren wurde, teilt die Erfahrung, in einer großen Gemeinschaft aufgewachsen zu sein. Egal ob im Kindergarten, in der Schule, während der Ausbildung, in der Universität oder im Beruf – überall sahen sich die Angehörigen dieser überdurchschnittlich geburtenstarken Jahrgänge in Konkurrenz zu vielen anderen. Im Jahr 1964 erreichte der Babyboom mit 1,36 Millionen Neugeburten seinen Höhepunkt.
In den kommenden Jahren verlassen genau diese Babyboomer den Arbeitsmarkt und hinterlassen eine enorme Lücke. Schon im Jahr 2025 werden nach einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos für die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) 2,9 Millionen Fachkräfte am deutschen Arbeitsmarkt fehlen. Im Jahr 2031 wird die Lücke bereits bei 3,6 Millionen liegen.
Im Jahr 2025 werden dem deutschen Arbeitsmarkt 2,9 Millionen Fachkräfte fehlen.
Renteneintritte vermeiden – eine gute Lösung
Jedenfalls ist das der Fall, wenn Unternehmen weiterhin agieren, wie sie agieren. Denn, was den Renteneintritt älterer Mitarbeiter angeht, läuft gerade so einiges schief. Viele ältere Arbeitnehmer wollen nämlich gar nicht unbedingt in Rente gehen. Aufgrund einer besseren medizinischen Versorgung als noch vor 50 Jahren sind viele bis ins hohe Alter fit und haben auch große Lust, ihre jahrzehntelang gesammelte Erfahrung weiterhin in die Arbeitswelt einzubringen.
Daher beobachtet das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in der Altersgruppe der 55- bis 70-Jährigen einen Trend zum Unruhestand. Viele arbeiten noch nach dem eigentlichen Renteneintritt weiter. Dafür gibt es verschiedene Gründe:
- Spaß an der Arbeit (95 Prozent)
- Die Suche nach sozialen Kontakten und geistigen Herausforderungen (jeweils 90 Prozent)
- Der Wunsch, Geld zu verdienen (73 Prozent)
Beschäftigungsmodelle für Silver Worker: Erwerbstätigkeit in Vollzeit muss nicht sein
Trotz aller Agilität sind die so genannten Silver Worker nicht so belastbar wie die jüngeren Arbeitsgenerationen. Dafür sind sie aufgrund ihres enormen Erfahrungsschatzes häufig effizienter und nicht so karriere-getrieben wie die jüngeren Kollegen. Lediglich sechs Prozent der Befragten wollen im Ruhestand noch einer Erwerbstätigkeit in Vollzeit nachgehen.
Über 70 Prozent der aktiven Silver Worker arbeiten noch rund 15 Stunden in der Woche.
Daher bieten sich Teilzeitmodelle an, um die Silver Worker bei Laune und am Arbeitsplatz zu halten.
Wäre genau das häufiger der Fall, würde das die bevorstehende Fachkräftelücke nicht schließen, aber doch abmildern. Dafür müssten Arbeitgeber – und vor allem auch der Gesetzgeber! – allerdings die richtigen Beschäftigungsmodelle für Mitarbeiter im Rentenalter schaffen.
Infrage kämen zum Beispiel:
- Verschiedene Teilzeitmodelle, zwischen denen gewechselt werden kann
- Jobsharing
- Flexible Arbeitszeiten
- Home-Office-Angebote
- Lebensarbeitszeitkonten oder Überstundenkonten
- Angebot von Sabbatical- und Pflegezeit-Angeboten – sprich: grundsätzlich Beschäftigungsmodelle, die typische Wünsche im Alter berücksichtigen
Der Vorteil: Dank einer höheren Flexibilität könnten Ältere ihr Arbeitspensum der eigenen Tagesform anpassen. Sie könnten dem Beruf auch spontan von zuhause nachgehen oder ihr Tagewerk früher beenden. Die nicht verrichteten Stunden würden einfach von ihrem Lebensarbeitszeitkonto oder ihrem Überstundenkonto abgezogen. Solche Zeitkonten hätten auch den Vorteil, dass über das „Ansparen und Abbuchen“ von Arbeitszeit Urlaube oder andere Auszeiten relativ flexibel verlängert werden könnten.
Mit diesen Angeboten könnten es Arbeitgeber ihren silbernen High Potentials schmackhaft machen, länger im Unternehmen zu bleiben und den Renteneintritt ein paar Jahre nach hinten zu schieben.